Der Karate-Gi (oder Kimono?)

Kleider machen Leute, auch im Karate-Training. Wir Karate-Ka brauchen für unseren Sport keine teure Ausrüstung. Alles, was wir wirklich brauchen, ist ein passender Anzug mit Gürtel. Und selbst das nur, wenn wir in einer Gruppe trainieren wollen, wo dies üblich ist. Nichtsdestotrotz gibt es einige Dinge, die du über deinen Anzug wissen solltest:

Gi oder Kimono?

 

Je nach Sprache, Kampfkunst oder Organisation spricht man von einem Gi oder einem Kimono. Genau genommen ist beides falsch. Ein Kimono ist das traditionelle, japanische Gewand, wie es z. B. die Geisha im gleichnamigen Film trug. Ein Japaner würde dich also für etwas seltsam halten, wenn du ihm erzählst, dass du in einem Kimono trainierst. Der Begriff Gi trifft es schon eher, allerdings könnte ein Japaner auch damit nicht viel anfangen, da man in Japan von einem Do-gi spricht. Sei's drum, ausserhalb Japans haben sich Gi und Kimono durchgesetzt, also kannst du deinen Anzug nennen, wie es dir passt.

 

 

Was muss ich vor dem Kauf wissen?

 

Bei den meisten Herstellern entspricht die Grössenangabe der Körpergrösse in cm. Wenn du z. B. 180 cm gross und einigermassen normal gebaut bist, sollte dir diese Grösse passen.

Die Stoffdicke wird bei den meisten Marken in Unzen (oz) angegeben und variiert etwa von 5 bis 16 oz. Für den normalen Einsatz nimmst du am besten 8 bis 10 oz.

Die meisten Anzüge bestehen aus reiner Baumwolle. Mischgewebe (z. B. mit Polyester) machen den Anzug leichter, aber nicht unbedingt angenehmer zu tragen.

Die günstigsten Anzüge gibt es bereits ab etwa CHF 50, nach oben ist die Skala offen. Für den Alltagsgebrauch im Dojo tut es eine mittlere Qualität im Bereich von CHF 80 - 120. Oder willst du bei jedem Training deinen 350-Franken-Anzug der Gefahr von Rissen oder Flecken (Blut, Gras, was auch immer) aussetzen?

 

 

Was mache ich nach dem Kauf als erstes?

 

Wenn du dich entschieden hast, und den neuen Anzug aus der Verpackung nimmst, ist er noch nicht ganz einsatzbereit. Zuerst solltest du ihn mal anprobieren. Sitzt er gerade richtig, dann lege ihn erst in kaltem Wasser ein, damit er nicht einläuft. Ist er noch etwas zu gross, dann wasche ihn einmal warm (60 Grad genügen), um ihn etwas zu schrumpfen.

 

 

Wie pflege ich meinen Karate-Anzug?

 

Dein Gi/Kimono ist vergleichbar mit deiner Lieblings-Jeans: Je mehr du ihn trägst und wäschst, umso besser passt er. Wasche ihn also häufig, wenn möglich nach jedem Training. Hohe Temperaturen und agressive Waschmittel mag er nicht, also am besten bei 30 Grad schonend waschen.

 

 

Trockner oder nicht?

 

Nein, der Anzug gehört nicht in den Trockner, auch wenn es verlockend ist. Die Baumwollfasern vertragen die Hitze schlecht und zudem kommt das gute Stück zerknittert aus dem Tumbler. Hänge ihn lieber direkt nach dem Waschen auf, die Jacke an einen Bügel, die Hose an die Leine und ziehe ihn schön in Form. Nach 1 - 2 Tagen ist er trocken.

 

 

Bügeln oder nicht?

 

Bügeln kannst du dir sparen. Zudem tut auch dies dem Stoff nicht gut. Trotzdem sollst du nicht im Knitter-Look zum Training erscheinen: Nach dem Trocknen faltest du deinen Anzug sorgfältig, z. B. nach dieser Anleitung. Dabei streichst du die Falten heraus, und schon siehst du schnittig aus . Zudem braucht der Anzug erst noch weniger Platz in deiner Trainingstasche.

 

 

T-Shirt drunter oder nicht?

 

Hier scheiden sich die Geister: Puristen verweisen auf die japanische Tradition. Im militärisch geprägten Training war Individualität nicht gefragt, also waren farbige T-Shirts unter der Jacke nicht erlaubt. Heute ist nach den WKF-Regeln bei Wettkämpfen ein weisses T-Shirt nur für Frauen erlaubt. Andererseits hat ein T-Shirt (oder sogar Rash Guard) viele Vorteile: Schweiss wird aufgesaugt, und die Jacke bleibt trocken. Beim Grappling ist es angenehmer, nicht direkten Kontakt mit der verschwitzten Haut des Trainingspartners zu haben. Für manche Trainingseinheiten, wie zum Beispiel Mobility ist es praktisch, wenn man Jacke und Gürtel ausziehen kann. Richte dich am Besten nach den Regeln in deiner Schule.

 

Gurt waschen oder nicht?

 

Der Legende nach trugen die alten Meister zuerst weisse Gürtel, die nach langem Training schwarz wurden, weil sie nicht gewaschen wurden. Deshalb ist es auch heute mancherorts noch verpönt, seinen Gürtel zu waschen. Wenn man allerdings weiss, dass Gurtgrade erst um 1920 von Funakoshi Gishin eingeführt wurden, und dass er 1922 die ersten Shodan (schwarze Gürtel) vergab, verpufft auch dieser Mythos. In gut zwei Jahren wurde auch im damaligen Japan kein weisser Gürtel einfach so schwarz. Deshalb: Wasche deinen Gürtel, wenn er's nötig hat.

 

 

Auch der beste Karate-Kimono wird deine Technik nicht besser machen. Aber du wirst dich im Training besser fühlen, wenn du einen sauberen, gut sitzenden, glatten Anzug trägst. Mit diesen Tipps gelingt dir das spielend.

 

Viel Erfolg im Training!

 

 

 

 

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